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GESCHICHTE DER STADTFEUERWEHR PINKAFELD | 3



             Um  die  Jahrhundertwende  kam  es  auch  zur
             Neuorganisation  der  Freiwilligen  Feuerwehr
             nach den Vorschriften des ungarischen Landesfeu-
             erwehrverbandes.  Um  die  Übungen  und  die  Kom-
             mandosprache  einheitlich  durchführen  zu  können,
             wurde Johann Nepomuk Loidl 1904 zu einem Feu-
             erwehrfachkurs  nach  Budapest  entsandt.  Wahr-
             scheinlich  ist  damals  die  ungarische  Kommando-
             sprache anstelle der deutschen Sprache eingesetzt
             worden. In dieser Zeit kam es nämlich zu sehr star-
             ken  Magyarisierungstendenzen  in  der  ungarischen
             Reichshälfte,  die  alle  nicht  ungarisch  sprechenden
             Minderheiten  betroffen  hat.  Davon  war  auch  das
             vorwiegend deutsch, aber auch das kroatisch besie-
             delte Deutsch-Westungarn betroffen. Im Jahr 1898                   Altes Rüsthaus (1908-1957)
             wurden laut einer Verordnung des ungarischen In-
             nenministeriums  auch  alle  Ortsnamen  magyari-
             siert. So kam es zur Umbenennung von Pinkafeld zu
             Pinkafö,  was  auch  den  Vereinsnamen  der  Feuer-
             wehr  betraf.  Die  Protokolle  der  Pinkafelder  Feuer-
             wehr wurden, trotz Anordnung der Behörden diese
             in ungarischer Sprache zu verfassen, aber weiterhin
             in deutscher Sprache geschrieben. Die Bevölkerung
             Pinkafeld  war  schon  immer  zum  größten  Teil
             deutschsprachig,  obwohl  sicher  etliche  Bewohner
             auch der ungarischen Sprache mächtig waren. Die-
             se  Tendenzen  hielten  bis  zum  Anschluss  des  Bur-
             genlandes an Österreich im Jahr 1921 an.


             Am 29. Juni 1907 fand in Pinkafeld zum zweiten Mal
             die Generalversammlung des Eisenburger Komitats-
             Feuerwehrverbandes statt.                                     Relief „Der gute Hirte“ am alten Rüsthaus

             Im  Jahre  1908 ging ein langgehegter  Wunsch der
             Feuerwehr  in  Erfüllung.  Nachdem  das  alte  Geräte-
             haus  in  der  Mariengasse  schon  recht  baufällig  ge-
             worden war, erhielt die Feuerwehr von der Gemeinde
             ein neues Gerätehaus mit Steigerturm. Es handel-
             te sich dabei um den ehemaligen katholischen Pfarr-
             hof, einem schönen Bürgerhaus mit klassizistischen
             Elementen, errichtet zu Beginn des 19. Jahrhunderts.
             Möglich wurde dies durch den Neubau des Pfarrhofs
             von  1904  bis  1907  an  der  heutigen  Stelle.  Kennzei-
             chen des ehemaligen Pfarrhofs, der sich südwestlich
             der katholischen Kirche befand, war das Stukko-Gie-
             belrelief „Der gute Hirte“. Dieses Haus, in dem zeit-             Luftbild mit altem Rüsthaus
             weilig  auch  die  Gendarmerie  untergebracht  war,
             diente der Feuerwehr bis 1957 als Heimstätte. In die-  Ein  Jahr  später,  1909,  schaffte  man  eine  Dampf-
             sem Jahr wurde das Haus samt dem Relief vom gu-     spritze  an,  die  damals  die  höchste  technische  Er-
             ten Hirten abgerissen, um Platz für das neu zu errich-  rungenschaft  darstellte,  die  1910  geliefert  wurde.
             tende Rüsthaus zu schaffen. Leider fehlte damals das   Zusätzlich  wurde  ein  Schlauchkarren,  500  Meter
             notwendige Kunstverständnis, um dieses bedeuten-    Schläuche und sonstige Ausrüstung erworben. Er-
             de Kunstdenkmal zu erhalten.                        wähnenswert ist, dass diese Dampfspritze bis zum

                                                             27                                          150  JAHRE
                                                                                                         1871 — 2021
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