Page 29 - FEUERWEHR Festschrift 150
P. 29
GESCHICHTE DER STADTFEUERWEHR PINKAFELD | 3
Um die Jahrhundertwende kam es auch zur
Neuorganisation der Freiwilligen Feuerwehr
nach den Vorschriften des ungarischen Landesfeu-
erwehrverbandes. Um die Übungen und die Kom-
mandosprache einheitlich durchführen zu können,
wurde Johann Nepomuk Loidl 1904 zu einem Feu-
erwehrfachkurs nach Budapest entsandt. Wahr-
scheinlich ist damals die ungarische Kommando-
sprache anstelle der deutschen Sprache eingesetzt
worden. In dieser Zeit kam es nämlich zu sehr star-
ken Magyarisierungstendenzen in der ungarischen
Reichshälfte, die alle nicht ungarisch sprechenden
Minderheiten betroffen hat. Davon war auch das
vorwiegend deutsch, aber auch das kroatisch besie-
delte Deutsch-Westungarn betroffen. Im Jahr 1898 Altes Rüsthaus (1908-1957)
wurden laut einer Verordnung des ungarischen In-
nenministeriums auch alle Ortsnamen magyari-
siert. So kam es zur Umbenennung von Pinkafeld zu
Pinkafö, was auch den Vereinsnamen der Feuer-
wehr betraf. Die Protokolle der Pinkafelder Feuer-
wehr wurden, trotz Anordnung der Behörden diese
in ungarischer Sprache zu verfassen, aber weiterhin
in deutscher Sprache geschrieben. Die Bevölkerung
Pinkafeld war schon immer zum größten Teil
deutschsprachig, obwohl sicher etliche Bewohner
auch der ungarischen Sprache mächtig waren. Die-
se Tendenzen hielten bis zum Anschluss des Bur-
genlandes an Österreich im Jahr 1921 an.
Am 29. Juni 1907 fand in Pinkafeld zum zweiten Mal
die Generalversammlung des Eisenburger Komitats-
Feuerwehrverbandes statt. Relief „Der gute Hirte“ am alten Rüsthaus
Im Jahre 1908 ging ein langgehegter Wunsch der
Feuerwehr in Erfüllung. Nachdem das alte Geräte-
haus in der Mariengasse schon recht baufällig ge-
worden war, erhielt die Feuerwehr von der Gemeinde
ein neues Gerätehaus mit Steigerturm. Es handel-
te sich dabei um den ehemaligen katholischen Pfarr-
hof, einem schönen Bürgerhaus mit klassizistischen
Elementen, errichtet zu Beginn des 19. Jahrhunderts.
Möglich wurde dies durch den Neubau des Pfarrhofs
von 1904 bis 1907 an der heutigen Stelle. Kennzei-
chen des ehemaligen Pfarrhofs, der sich südwestlich
der katholischen Kirche befand, war das Stukko-Gie-
belrelief „Der gute Hirte“. Dieses Haus, in dem zeit- Luftbild mit altem Rüsthaus
weilig auch die Gendarmerie untergebracht war,
diente der Feuerwehr bis 1957 als Heimstätte. In die- Ein Jahr später, 1909, schaffte man eine Dampf-
sem Jahr wurde das Haus samt dem Relief vom gu- spritze an, die damals die höchste technische Er-
ten Hirten abgerissen, um Platz für das neu zu errich- rungenschaft darstellte, die 1910 geliefert wurde.
tende Rüsthaus zu schaffen. Leider fehlte damals das Zusätzlich wurde ein Schlauchkarren, 500 Meter
notwendige Kunstverständnis, um dieses bedeuten- Schläuche und sonstige Ausrüstung erworben. Er-
de Kunstdenkmal zu erhalten. wähnenswert ist, dass diese Dampfspritze bis zum
27 150 JAHRE
1871 — 2021