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3 | GESCHICHTE DER STADTFEUERWEHR PINKAFELD
GROßEINSÄTZE VON BERICHT ÜBER HOCHWASSER IN
PINKAFELD 1984 („DIE WEHR 9/84“)
1984 BIS 1996
Am Donnerstag, dem 21. Juni 1984 (Fronleichnam),
ie größten Einsätze dieser Zeit spiegeln diesen ertönten um 16.15 Uhr die drei Sirenen der Stadt-
geänderten Aufgabenbereich der Feuerwehr feuerwehr Pinkafeld. Die Feuerwehr wurde zur Hil-
Ddeutlich wider. Es gab nur einen Großbrand, feleistung nach Sinnersdorf (Stmk) gerufen. Die
die übrigen Großeinsätze waren technischer Natur: Pinka führte Hochwasser. Als der Kdo-Wagen der
Hochwasser, Autounfälle auf Landes- und Bundes- Stadtfeuerwehr den Flugplatz Pinkafeld erreichte,
straßen und auf der Südautobahn, Austritt von Öl bot sich den Feuerwehrmännern ein schreckliches
und von gefährlichen Chemikalien. Stellvertretend Bild. Die Pinka war aus den Ufern getreten und
für die jährlichen mehrmaligen Einsätze bei Unfäl- zum Wildbach geworden.
len auf der Südautobahn, die des Öfteren mehr als
12 Stunden dauern, ist in den folgenden Berichten Sofort gab Stadtfeuerwehrkommandant Kleinrath
der Tankwagenunfall von 1996 dokumentiert. über Funk den Befehl an alle Fahrzeuge zur Rück-
kehr nach Pinkafeld, um die Stadt zu schützen. Es
wurde am Wasserlauf entlanggefahren, um den
Am 21. Juni 1984 kam es zu einer gewaltigen Hoch-
wasserkatastrophe. Der einzige Großbrand brach am Wasserstand zu beobachten. Der Wasserstand
1. Juni 1987 im Ziegelwerk Riedlingsdorf aus. Dieser aber verringerte sich nicht, sondern stieg weiter.
Brand war sehr gefährlich und hätte mit einer Kata- Schon kamen über Funk die ersten Meldungen, daß
strophe enden können, wären die eingesetzten Feu- im Ortsteil Hinter der Au die Pinka aus ihren Ufern
erwehren nicht so gut geschult gewesen, um die gestiegen sei. Das Wasser war bis auf 10 cm unter
große Gefahr zu erkennen. Im Brennofen hat es der Brücke angestiegen. Riesige Bäume verspreiz-
nämlich eine Temperatur von ca. 1.040 Grad. Wenn ten sich an den Brücken, mußten mit Motorsägen
in diesen Brennofen Wasser eindringt, wäre sofort zerteilt und mit Einbauseilwinden aus den Fluten
Wasserstoffgas entstanden, das eine gewaltige Ex- gezogen werden.
plosion verursacht hätte. Die Trümmer wären wahr- In diesem Stadium alarmierte Einsatzleiter HBI
scheinlich bis zum Pinkafelder Hauptplatz geflogen, Kleinrath die Nachbarwehren Wiesfleck, Riedlings-
wobei es zu einer großen Katastrophe gekommen dorf und Grafenschachen. Die einzelnen Gruppen
wäre. Weitere Großeinsätze waren der Giftgasunfall wurden gezielt an verschiedenen Punkten einge-
am 27. Oktober 1990, als bei der Pinkafelder Kunst- setzt. So wurde auch eine Gruppe aus Pinkafeld am
eisbahn, kurz vor der Eröffnung, Ammoniak austrat, Flugplatz stationiert.
der Tankwagenunfall am 29. Jänner 1996 auf der Au-
tobahn, als größere Mengen Öl austraten sowie die Die Männer waren gerade beschäftigt, den Hanger
Explosion in einem Styroporwerk am 29. Juli 1996 in zu schützen, als plötzlich große Wassermassen auf-
Pinkafeld. Die folgenden Berichte dokumentieren kamen und vor den Augen der Männer ein Flug-
die Aufgaben der Feuerwehr bei solchen Einsätzen zeuganhänger weggespült wurde. Er zerschellte
sehr genau: aber am Ufer. Am oberen Flusslauf wurde die Wehr-
anlage wie ein Zündholz geknickt und weggerissen.
Jeder Pinkafelder wußte zu diesem Zeitpunkt, was
für eine Katastrophe über seine Stadt einbrach. Als
erstes erwischte es die Deckenfabrik Posch. Nach
ersten Schätzungen beträgt in der Fabrik der Scha-
den ca. 3 Mill. Schilling. Die Produktion mußte ein-
gestellt werden.
Man mußte aus dem Feuerwehrhaus sämtliche
Sandsäcke herbeibringen, um die Mauern der Fabrik
zu schützen. Aber die 1500 Stück sollten nicht rei-
chen. Vom Landesfeuerwehrkommando mußten
weitere 2000 Stück angefordert werden. Plötzlich
ein Notruf über Funk der Gendarmerie: Im Grenzbe-
Hochwasser 1984
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