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3 | GESCHICHTE DER STADTFEUERWEHR PINKAFELD
BERICHT ÜBER GROßBRAND BEIM
ETERNIT-ZIEGELWERK 1987
(„DIE WEHR 2-3/1988“)
Am l. Juni 1987 brach im Hauptgebäude des Eter-
nit-Ziegelwerkes in Riedlingsdorf ein folgenschwe-
rer Brand aus. Vermutliche Ursache war ein Hitze-
stau im Bereich des Lüftungskanals, der von der
Ofenhalle in die Setzhalle verläuft.
Gebäudebeschreibung:
Die Ofenhalle bestand aus einer Fachwerkskon-
struktion, in deren Dachgeschossen früher die
Trocknung der Rohziegel in eigenen Kammern er- Die TLFs wurden rund um das Brandobjekt aufge-
folgte, die zu 100 % aus Holz bestanden und über stellt, wobei es auf der Nordseite zu Schwierigkei-
Jahrzehnte hinweg saunaartigen Temperaturen ten kam, weil der feuchte Lehmboden für die
ausgesetzt waren. Die angrenzende Setzhalle, ur- schweren Einsatzfahrzeuge kaum zu befahren war.
sprünglich eine Holzbaracke, wurde erst vor kurzem Außerdem die war die Hitzeentwicklung derart
durch einen eternitgedeckten Massivbau ersetzt, stark, daß sich bei einigen Fahrzeugen Kunststoff-
wodurch die Brandausbreitung auf diesen Gebäude- teile verformten bzw. zusammenschmolzen (z. B.
teil im wesentlichen verhindert werden konnte. Blaulichter und Schlauchfächer).
Einsatzverlauf: Die Wasserwerfer konnten von den Bedienungs-
Die Feuerwehren wurden in folgender Reihenfolge mannschaften nur unter größter Vorsicht bedient
alarmiert: werden, weil die Steuerungsbügel mit bloßen Hän-
den nicht berührt werden konnten.
➡ Pinkafeld, Alarm 11.40; 37 Mann; 6 Fahrzeuge;
➡ Riedlingsdorfl 11.45; 9; 1 Der enorme Löschwasserbedarf machte es notwen-
➡ Grafenschachen, 11.50; 17; 2; dig, folgende Zubringleitungen zu errichten: vier von
➡ Pinggau, 11.55; 12; 2; der Pinka (je 500m), zwei von den Hydranten beim
➡ Sinnersdorf, 11.55; 6; 1 bzw. im Werksgelände, eine vom Wasserreservoir
➡ Oberwart, 12.00; 16; 4 beim Bahnhof Altpinkafeld und eine vom Hydran-
➡ Markt Allhau, 12.00; 21; 2 ten bei der Firma Nikitscher, ebenfalls Altpinkafeld.
➡ Schreibersdorf, 12.00; 8; 1 Von zehn zur Verfügung stehenden TLFs wurden vier
➡ Kroisegg, 12.00; 6; 1 Wasserwerfer eingesetzt:
➡ Hochart, 12.03; 4; 1;
➡ Oberschützen, 12.10; 11; 2 ➡ Erstens, weil sonst noch mehr Zubringerleitun-
➡ Sparberegg, 12.10; 10; 1 gen errichtet werden hätten müssen, und
➡ Kitzladen, 12.15; 6; 1; ➡ zweitens, weil im Tunnelofen eine Temperatur
➡ Loipersdorf, 12.20; 10; 2 von 1020 - 1040 Grad und beim Einsickern von
➡ Buchschachen, 12.20; 7; 1; nicht verdampftem Wasser akute Explosionsge-
➡ Wolfau, 12.20; 16, 1 fahr bestanden hätte.
Die Einsatzleitstelle wurde beim Büro des Ziegelwer- Begünstigt durch den leichten Südwind wurde der
kes errichtet. Dabei ist zu erwähnen, daß mit den 42 m hohe Schornstein in voller Höhe (!) von den
steirischen Wehren nur über Kdo Pinkafeld Funk- Flammen eingeschlossen.- Nicht auszudenken was
kontakt aufgenommen werden konnte, weil sonst bei einem Einsturz passiert wäre. Das Tunnelofen
niemand über ein geeignetes Funkgerät verfügt. wird mit Gas betrieben. An die Ofenhalle angebaut
befindet sich ein Gasverteilerstation, wo als erste
K 1 Brandplatz Maßnahme das Gas abgeschaltet wurde, später
K 2 LFK wurde die Hauptleitung von der Begas abgedrückt
K 3 Löschwasserversorgung und mit Stickstoff neutralisiert.
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