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10 | GEFÄHRLICHE STOFFE



             Gefährliche-Stoffe-Spezialisten.  Feuerwehrmitglie-  neuen Körperschutzfahrzeuge in Eisenstadt und Pin-
             der der Feuerwehren Pinkafeld, Oberwart, Bernstein   kafeld in Dienst gestellt. Die neuen Sonderfahrzeuge
             und  Markt  Allhau  sollten  in  einem  speziellen  Ge-  wurde  von  der  Firma  Magirus  Lohr  nach  Vorgaben
             fahrguttraining  als  Chemieschutzanzug-Träger  aus-  des  Sachgebiets  Gefährliche  Stoffe  des  Landesfeu-
             gebildet werden.                                    erwehrverbandes gebaut. Das Körperschutzfahrzeug
                                                                 wurde  auf  einem  MAN  TGM  15.290  mit  1:2  Mann
                                                                 Besatzung  nach  dem  neuesten  Stand  der  Technik
                                                                 errichtet. Während die Ausrüstung im alten Körper-
                                                                 schutzfahrzeug noch fest im Fahrzeug verbaut war,
                                                                 wurde  diese  nun  auf  acht  Rollcontainern  im  Fahr-
                                                                 zeugheck gelagert. Mit Hilfe einer hydraulischen La-
                                                                 debordwand  konnte  die  Ausrüstung  rascher  zum
                                                                 vorgesehenen  Aufstellungsplatz  gebracht  und  der
                                                                 Dekoplatz  schneller  errichtet  werden.  Die  Ausrüs-
                                                                 tung  wurde  zudem  ergänzt,  um  Einsatzkräfte  als
                                                                 auch  verunfallte  Personen  vor  atomaren,  biologi-
                                                                 schen  und  chemischen  Gefahren  effizient  schützen
                                                                 und  dekontaminieren  zu  können.  Die  Fahrzeugseg-
                                                                 nung  des  Körperschutzfahrzeuges  erfolgte  am
                           Schulung Gefährliche Stoffe            16.04.2016 gemeinsam mit der Segnung des Einsatz-
                                                                 leitfahrzeuges, welches ebenfalls  zu  dieser Zeit fer-
             Der Gefährliche-Stoffe-Zug sollte damit über einen   tiggestellt wurde in einem großen Festakt vor dem
             größeren  Kräftepool  verfügen.  60  Feuerwehrmit-  Stadtmuseum.  Auch  bei  der  Konzeptionierung  des
             glieder nahmen an dieser intensiven, über ein Jahr   Einsatzleitfahrzeuges (ELF) wurden die Anforderun-
             dauernden Ausbildung teil. Diese bilden noch heute   gen für Gefahrguteinsätze berücksichtigt. So wurde
             das Kernteam im Gefährliche-Stoffe-Zug Süd. Ein wei-  das Einsatzleitfahrzeug speziell mit Gefahrgutdaten-
             terer Schritt für eine breite und gut geschulte Mann-  banken,  einer  Wetterstation  und  Messgeräten  für
             schaft war gelegt.                                  Schadstoffeinsätze ausgestattet.

             Im Jahr 2011 wurde im Sachgebiet Gefährliche Stoffe   Nur wenige Monate nach der Fahrzeugsegnung er-
             im Landesfeuerwehrverband das Gefährliche-Stoffe-   eignete sich ein folgenschwerer Schadstoffeinsatz in
             Konzept  im  Burgenland  neu  beurteilt.  Grund  dafür   Bad Tatzmannsdorf. Am Morgen des 18.06.2016 kam
             war der bevorstehende Austausch der bereits in die   es in einem Technikraum des „Hotel Reiters“ zu ei-
             Jahre gekommenen Einsatzfahrzeuge. Im Zuge dieser   nem unkontrollierten Chlorgasaustritt.
             Evaluierung wurde beschlossen, das Stationierungs-
             konzept im Burgenland zu vereinheitlichen und – so
             wie  im  Landesnorden  –  auch  im  Landessüden  nur
             einen Alarmstufe G3 Stützpunkt zu haben. Die Ent-
             scheidung  des  Landesfeuerwehrverbandes  fiel  auf
             Pinkafeld. Somit waren seit Mai 2012 sowohl das Ge-
             fährliche-Stoffe-Fahrzeug  (GSF)  als  auch  das  Kör-
             perschutzfahrzeug  (KSF)  im  Feuerwehrhaus  Pinka-
             feld stationiert. In den darauffolgenden Jahren wur-
             den die Gefährliche-Stoffe-Spezialisten von Mitglie-
             dern der Feuerwehren Riedlingsdorf, Neustift an der
             Lafnitz und Grafenschachen verstärkt, sodass letzt-
             endlich  eine  Mannschaft  von  80  ausgebildeten
             Schadstoff-Spezialisten  zur  Verfügung  stand.  Diese
             sollten schon bald in einer Serie von Großeinsätzen          Chlorgasaustritt 2016 Bad Tatzmannsdorf
             gebraucht werden.
                                                                 Ein 500-kg-Chlorgasfass war undicht geworden, und
             Nach einer Vorbereitungs- und Beschaffungszeit von   hochgiftiges  Chlorgas  strömte  trotz  bestehender
             fast  fünf  Jahren  wurden  am  18.12.2015  die  beiden   Sicherheitssysteme  ins  Freie.  Teile  der  Hotelanlage

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