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GESCHICHTE DER STADTFEUERWEHR PINKAFELD | 3
dick und so stark der Flamme entstieg, verdunkelte legen selbst eingestand, von dem Kriminalstuhl
über dem Markt eine volle Stunde, die sonst so hel- lebendig verbrandt zu werden, verurtheilet. Von
le scheinende Sonne, die wie in Blut getaucht, das Seiner Majestät dem König (von Ungarn, ist Kaiser
Jammer und Elend noch schaudervoller machte. Franz I. von Österreich) aber dahin begnadigt, daß
Ob schon viel benachbartes Volk unserem Elende er acht Jahre gefänglich in Ketten sitzen muß, und
abzuhelfen herbey eilte, so konnten sie dennoch halbjährig 30 Ruthenstreiche auf den Rücken be-
samt den Einwohnern des Marktes nichts anderes komme.“
als die Hände gegen den Himmel halten, und Gott
bitten, daß Er dem Sturm gebiethe, den freßenden Am Wiederauf au der Gemeinde halfen diesmal,
Flammen Schranken setze. Die Heimsuchung Got- neben den Nachbargemeinden, auch die Nachbar-
tes ward dadurch markeindringender und herzer- orte in Niederösterreich und der Steiermark, die
schüttender gemacht, daß acht Personen, die die Gutsherrschaft, der Bischof von Steinamanger, Graf
besseren Geräthe zu retten länger in ihren Häusern Erdödy von Rotenturm und Graf Batthyány von
verweilten, daselbst theils von der Flamme todt Jormannsdorf, mit. Zur Erinnerung an das große
gebraten, theils von Rauchen erstickt wurden. Die Brandunglück wurde der 2. Februar als Buß- und
Namen der Verbrannten sind: Michl Färber, ein Bettag eingeführt. Gräfin Franziska Batthyány ließ
Tuchmacherlehrjunker 16 Jahre alt, katholisch. aus dem gleichen Grund die Mariensäule am
Röck Georg, ein Siebbödenmacher samt seiner Hauptplatz renovieren. Zacharias Werner, der als
Tochter. Der erstickte Michl Stirling, Färbermeister, Mitglied des „Wiener Romantikerkreises“ öfters im
das Weib, die Mutter und die Dienstmagd des Pinkafelder Schloss verweilte, verfasste folgende
Michl Geschray in einem Zimmer, und die Tochter Inschrift für die Säule:
des Weltlers, Anna. Vier andere Halbverbranndte
starben später hin. Es war traurig anzusehen, wie
während der Brunst bald aus diesem, bald aus je- Unbefleckt Empfangene, hoch zu loben,
nem Hause Ohnmächtige herausgezogen wurden, Stillend äußerer, innrer Flammen toben,
und für die mit dem Tode ringenden, geistliche und Huldreich allen, welche Dir vertraun.
leibliche Hülfe gerufen wurde. Das herrschaftliche Was zerstört ist, hilf uns neu erbaun!
Schloß glich einem Spitale, wohin theils erschro-
ckene Kinder, theils Ohnmächtige, theils auch Er-
stickte gebracht wurden.“
Aus diesem Zeitzeugenbericht lässt sich das Aus-
maß der Katastrophe sowie die Hilflosigkeit der
Bewohner gegenüber der Gewalt des Feuers erken-
nen. Doch der Schrecken war für die Pinkafelder
noch nicht zu Ende. Denn am 24. Februar wurde
abermals in Stirlings Werkstatt Feuer gelegt, und
am nächsten Tag brannte es in der Streuhütte des
Johann Guth. Doch diesmal gelang es, den Brand-
stifter zu fassen. Pfarrer Weinhofer berichtet dar-
über:
„Bey diesem letzten Feuer rangen die gebeugten
Gemüther ihre Hände gegen den Himmel, und ba-
then Gott der Erbarmung, daß er die Zuchtruthe
vom Markt wegwende, und Gott erhörte das Fle-
hen; der Mordbrenner wurde entdeckt, und lieber
Leser, was denkest du, wer war es wohl? Johann
Heißenberger, ein vierzehnjähriger Knab, welcher
von der Batthyánischen Glashütte gebürtig vor
einem Jahre zu dem hiesigen Bäckermeister, Tobias
Treger, das Handwerk zu erlernen kam. Derselbe
verhört, wurde nachdem er das sechsmalige Feuer- Mariensäule am Hauptplatz
11 150 JAHRE
1871 — 2021