Page 13 - FEUERWEHR Festschrift 150
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GESCHICHTE DER STADTFEUERWEHR PINKAFELD | 3



             dick und so stark der Flamme entstieg, verdunkelte   legen  selbst  eingestand,  von  dem  Kriminalstuhl
             über dem Markt eine volle Stunde, die sonst so hel-  lebendig  verbrandt  zu  werden,  verurtheilet.  Von
             le scheinende Sonne, die wie in Blut getaucht, das   Seiner Majestät dem König (von Ungarn, ist Kaiser
             Jammer  und  Elend  noch  schaudervoller  machte.   Franz I. von Österreich) aber dahin begnadigt, daß
             Ob  schon  viel  benachbartes  Volk  unserem  Elende   er acht Jahre gefänglich in Ketten sitzen muß, und
             abzuhelfen  herbey  eilte,  so  konnten  sie  dennoch   halbjährig  30  Ruthenstreiche  auf  den  Rücken  be-
             samt den Einwohnern des Marktes nichts anderes      komme.“
             als die Hände gegen den Himmel halten, und Gott
             bitten, daß Er dem Sturm gebiethe, den freßenden    Am  Wiederauf au  der  Gemeinde  halfen  diesmal,
             Flammen Schranken setze. Die Heimsuchung Got-       neben  den  Nachbargemeinden,  auch  die  Nachbar-
             tes  ward  dadurch  markeindringender  und  herzer-  orte  in  Niederösterreich  und  der  Steiermark,  die
             schüttender  gemacht,  daß  acht  Personen,  die  die   Gutsherrschaft, der Bischof von Steinamanger, Graf
             besseren Geräthe zu retten länger in ihren Häusern   Erdödy  von  Rotenturm  und  Graf  Batthyány  von
             verweilten,  daselbst  theils  von  der  Flamme  todt   Jormannsdorf,  mit.  Zur  Erinnerung  an  das  große
             gebraten, theils von Rauchen erstickt wurden. Die   Brandunglück  wurde  der  2.  Februar  als  Buß-  und
             Namen  der  Verbrannten  sind:  Michl  Färber,  ein   Bettag  eingeführt.  Gräfin  Franziska  Batthyány  ließ
             Tuchmacherlehrjunker  16  Jahre  alt,  katholisch.   aus  dem  gleichen  Grund  die  Mariensäule  am
             Röck  Georg,  ein  Siebbödenmacher  samt  seiner    Hauptplatz  renovieren.  Zacharias  Werner,  der  als
             Tochter. Der erstickte Michl Stirling, Färbermeister,   Mitglied des „Wiener Romantikerkreises“ öfters im
             das  Weib,  die  Mutter  und  die  Dienstmagd  des   Pinkafelder  Schloss  verweilte,  verfasste  folgende
             Michl Geschray in einem Zimmer, und die Tochter     Inschrift für die Säule:
             des  Weltlers,  Anna.  Vier  andere  Halbverbranndte
             starben später hin. Es war traurig anzusehen, wie
             während der Brunst bald aus diesem, bald aus je-         Unbefleckt Empfangene, hoch zu loben,
             nem Hause Ohnmächtige herausgezogen wurden,              Stillend äußerer, innrer Flammen toben,
             und für die mit dem Tode ringenden, geistliche und       Huldreich allen, welche Dir vertraun.
             leibliche Hülfe gerufen wurde. Das herrschaftliche       Was zerstört ist, hilf uns neu erbaun!
             Schloß  glich  einem  Spitale,  wohin  theils  erschro-
             ckene Kinder, theils Ohnmächtige, theils auch Er-
             stickte gebracht wurden.“

             Aus  diesem  Zeitzeugenbericht  lässt  sich  das  Aus-
             maß  der  Katastrophe  sowie  die  Hilflosigkeit  der
             Bewohner gegenüber der Gewalt des Feuers erken-
             nen.  Doch  der  Schrecken  war  für  die  Pinkafelder
             noch  nicht  zu  Ende.  Denn  am  24.  Februar  wurde
             abermals  in  Stirlings  Werkstatt  Feuer  gelegt,  und
             am nächsten Tag brannte es in der Streuhütte des
             Johann Guth. Doch diesmal gelang es, den Brand-
             stifter  zu  fassen.  Pfarrer  Weinhofer  berichtet  dar-
             über:

             „Bey  diesem  letzten  Feuer  rangen  die  gebeugten
             Gemüther ihre Hände gegen den Himmel, und ba-
             then  Gott  der  Erbarmung,  daß  er  die  Zuchtruthe
             vom Markt wegwende, und Gott erhörte das Fle-
             hen;  der  Mordbrenner  wurde  entdeckt,  und  lieber
             Leser,  was  denkest  du,  wer  war  es  wohl?  Johann
             Heißenberger,  ein  vierzehnjähriger  Knab,  welcher
             von  der  Batthyánischen  Glashütte  gebürtig  vor
             einem Jahre zu dem hiesigen Bäckermeister, Tobias
             Treger,  das  Handwerk  zu  erlernen  kam.  Derselbe
             verhört, wurde nachdem er das sechsmalige Feuer-                  Mariensäule am Hauptplatz

                                                             11                                          150  JAHRE
                                                                                                         1871 — 2021
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