Page 11 - FEUERWEHR Festschrift 150
P. 11
GESCHICHTE DER STADTFEUERWEHR PINKAFELD | 3
Geschichte der Stadtfeuerwehr Pinkafeld
von Rudolf Köberl
BRANDKATASTROPHEN Jahre 1562 brannten neun Häuser ab, im Jahr 1570
wurden vier Häuser eingeäschert und 1573 wurde
IM ALTEN PINKAFELD ein Haus Raub der Flammen. Daher kann man ver-
muten, dass es auch in Friedenszeiten des Öfteren
inkafeld, die älteste deutsche Siedlung des zu Bränden gekommen ist.
heutigen Burgenlandes, die erstmals 860 ur-
P kundlich erwähnt worden ist, blieb vom wech- Während der Bocskay-Rebellion 1605/06 dürfte es
selvollen Schicksal unserer Heimat nicht verschont. auch zu Brandschatzungen in Pinkafeld gekommen
Das heutige Burgenland war über Jahrhunderte eine sein, denn in einer Urkunde des Kaisers Matthias I.
Grenzregion mit wechselnden Herrschaftszugehö- von 1610 wird hervorgehoben, dass Pinkafeld in der
rigkeiten. Zahlreiche Völker und Stämme zogen hier „jüngst entstandenen Rebellion unerachtet ihres
durch, oft wurde das Land durch Kriegszüge ver- Vermögens und der nachteiligen Schäden jederzeit
wüstet. Im Zuge der zahlreichen kriegerischen Aus- ganz ehrbar, aufrecht und getreu“ gewesen ist.
einandersetzungen seit dem Mittelalter kam es
auch oft zu Brandschatzungen in Pinkafeld. Im Zuge des Türkenkrieges von 1663/64 kam es
im August 1664 zu einem Gefecht zwischen türki-
Bereits 1529, im Zusammenhang mit der ersten schen Streitscharen und der Pinkafelder Bevölke-
Türkenbelagerung Wiens, hatten Pinkafeld und sei- rung am Friedhofshügel bei der katholischen Kirche
ne Umgebung unter türkischen Streifscharen zu des Marktes. Laut einer alten Chronik fielen im Au-
leiden. Nach der Chronik von Vorau brandschatzte gust 1664 rund 1.000 Bosniaken von Sinnersdorf,
ein Trupp Ibrahim Paschas auf dem Rückzug von welches sie zerstört hatten, nach Pinkafeld ein. Die
Wien den Ort Pinkafeld in Niederungarn und ent- Pinkafelder Bürger und Bauern verschanzten sich
fernte sich dann in Richtung Pest. Noch schwerer am Friedhofshügel und konnten die Angreifer in
traf den Markt 1532 der Einfall der türkischen Trup- alle vier Himmelsrichtungen zerschlagen. „Die Lei-
pen im Zuge der Belagerung von Güns, dem heuti- ber vieler Hunderter Heidenseelen bedeckten den
gen Györ. Die etwa 3000 Mann starken Truppen blutigen Erdboden von Pinkafeld.“ Die Türken-
durchzogen sengend und brennend das Pinkatal Kapelle am Nordende der Carl Vaugoin Straße in
und die angrenzende Oststeiermark. Dabei wurde der Nähe der Wiener Straße erinnert an dieses Er-
Pinkafeld vollständig niedergebrannt und dem Erd- eignis. Den Pinkafeldern gelang es zwar damals, die
boden gleichgemacht. Die schwergeprüften Be- türkischen Soldaten in die Flucht zu schlagen, aber
wohner, die durch rechtzeitige Flucht in die Wälder ganz ohne Brandlegungen wird der Ort nicht da-
oder Burgen und befestigte Städte der Umgebung vongekommen sein.
wenigstens ihr Leben retten konnten, begannen
unverzüglich mit dem Auf au des verwüsteten Or- Während der zweiten Türkenbelagerung Wiens
tes. im Jahre 1683 wurde Pinkafeld abermals geplün-
dert und niedergebrannt. Diesmal waren es aber
Über Brände, die nicht infolge von kriegerischen nicht türkische Truppen, sondern Steirer, die den
Auseinandersetzungen, sondern durch mangelnde Ort heimsuchten und Großteils vernichteten. Graf
Brandschutzvorkehrungen, durch Unachtsamkeit Batthyány huldigte nämlich zum Schutz seiner
der Bewohner oder durch Brandstiftung entstanden Herrschaften die Türken und verbündete sich mit
sind, ist bis zum beginnenden 19. Jahrhundert ei- ihnen. Daher wurde Pinkafeld von den türkischen
gentlich nichts bekannt. Denn aus dieser Zeit gibt Truppen verschont. Die Truppen Batthyánys jedoch
es keine Aufzeichnungen, oder, wenn es solche ge- überfielen steirische Grenzdörfer und Städte. Daher
geben hat, sind sie nicht bis heute erhalten geblie- fielen die Steirer, die über das Bündnis der Batthyá-
ben. Eine Ausnahme ist ein Verzeichnis der Ab- nys mit den Türken und über die Verheerungen er-
brändler der Herrschaft Bernstein für den Zeitraum bittert waren, aus Rache in den Pinkafelder Herr-
von 1560 - 1575. Danach brannte es in diesen 16 Jah- schaftsbezirk ein und plünderten und verwüsteten
ren in Pinkafeld dreimal. Beim größten Brand im Pinkafeld und seine Umgebung.
9 150 JAHRE
1871 — 2021