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3 | GESCHICHTE DER STADTFEUERWEHR PINKAFELD



             Die  Bevölkerung  Pinkafelds  kam  in  diesen  unruhi-  “Am Paulus Markt, der den 27. Jänner dießmal ge-
             gen  Zeiten  nicht  zur  Ruhe,  denn  während  des   halten  wurde,  wurde  wieder  Feuer  gelegt  in  der
             Kuruzzenaufstandes  wurde  der  Markt  zweimal      Scheune des Hutmacher Andreas Priemas auf den
             heimgesucht. 1704 plünderten und brandschatzten     Platz.  Bey  stiller Witterung ward  das  Feuer  beym
             die  Kuruzzen  unter  ihrem  Führer  Károlyi  den  Ort.   dritten Stadl glücklich erhalten.“ Beim Löschen des
             Bei einem neuerlichen Einfall im Jahr 1707 war Pin-  Brandes  halfen  die  Bewohner  wie  immer  zusam-
             kafeld erneut betroffen.                             men.  Doch  diesmal  gab  es  für  Pfarrer  Weinhofer
                                                                 Grund zur Kritik.
             Nun  war  aber  die  Zeit  der  kriegsbedingten  Brand-
             schatzungen vorbei. Aus dem 18. Jahrhundert ist kein   „Da  gab  es  aber  beym  Löschen  viele  betrunkene
             größerer Brand überliefert, was aber nicht bedeutet,   Menschen,  denen  beym  Wasserschöpfen  der
             dass es keine Brände gegeben hat. Aufgrund von feh-  übermäßig  genossene  Wein  aus  den  Augen  her-
             lenden Aufzeichnungen wissen wir es nicht. In den   ausflammte,  und  es  schien  das  ausgebrochene
             ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts kam es      Feuer  mit  dem  letztgelöschten  Brande  auch  aus
             in Pinkafeld zu mehreren großen Brandkatastro-      dem Andenken der Meisten geschwunden zu seyn.“
             phen, die im Ort selbst ihre Ursachen hatten.       Am  30.  Jänner  legte  ein  neuerlicher  Brand  fünf
                                                                 Häuser in Asche.
             Im  Jahr  1808  brach  zweimal  Feuer  aus,  die  beide
             durch anonyme Schreiben angekündigt waren und       Am 2. Februar 1817 kam es zur größten Brand-
             den  Ort  in  Angst  und  Schrecken  versetzten.  Beim   katastrophe  Pinkafelds,  wobei  fast  der  gesamte
             ersten Brand am 24. Februar brannten 5 Häuser ab.   Ort niederbrannte und zwölf Menschen ums Leben
             Die zweite Brandlegung am 8. April verursachte ein   kamen. Die Weinhoferchronik berichtet darüber:
             Großfeuer, bei dem 22 Häuser niederbrannten und
             zwei Menschen den Tod fanden. Der Täter blieb un-   “Am  letzten  Jänner  und  am  ersten  Hornung  (Fe-
             bekannt. Die Grundherrschaft und die Nachbarge-     bruar)  ging  das  Gerede  vorzüglich  unter  den  Kin-
             meinden halfen großzügig beim Wiederauf au. Am      dern, daß es am Lichtmeßtage erst recht brennen
             29.  Mai  1810  brannten  drei  Häuser  nieder  und  am   werde, und vorsichtige Hauswirthe brachten auch
             18. Jänner 1812 eine ebenso große Zahl.             die besseren Geräthschaften, die sie unter dem Da-
                                                                 che auf ewahrten, in sichere Behältnisse. Der ver-
             Ein  noch  größeres  Brandunglück  ereignete  sich   hängnißvolle  zweite  Hornung  brach  heran,  das
             1815.  Die  sogenannte  „Weinhoferchronik“,  die  ka-  Gerede von dem zu entstehenden Feuer wurde lau-
             tholische Pfarrchronik, berichtet darüber:          ter, die Gemüther schlugen banger, der Nordwest
                                                                 Wind  heulte  gewaltig,  da  um  ¼  auf  2  Uhr  am
             „Den 8. März um halb drei Uhr nachmittag kam bey    nachmittag  die  Sagen  der  Kinder  leider  wirkliche
             dem Schmidt Johann Geschrai unter der Fleischbank   Wahrheit  wurden.  Es  ward  Feuer  gelegt  in  der
             Feuer aus, und da der Schnee bereits geschmolzen,   Werkstätte des Andreas Stirling, die am Ende der
             und die Strohdächer sehr trocken waren, so stan-    Bruckgasse liegt. Im wilden Rauchen brannte die-
             den  binnen  einer  halben  Stunde  36  Häuser  in   selbe  auf,  der  gewaltige Wind  riß  ein  brennendes
             Flammen. Die Brunst würde nicht so groß gewesen     Schaub vom Dache los, und trug es bis auf den mit
             seyn,  wenn  nicht  die  Bürger  abwesend  in  Walde   Stroh gedeckten Stalle des Paul Hutter neben den
             mit Holzhauen beschäftiget gewesen wären.“ Beim     Bethaus. Auch dieser Stall stand augenblicklich in
             Wiederauf au  der  Häuser  durften  nach  einer  Ver-  Flammen, und ehe eine halbe Stunde verging, wa-
             ordnung des Magistrats keine Strohdächer, sondern   ren 98 Häuser samt Stallungen und Scheuern vom
             nur mehr Ziegeldächer errichtet werden.             Feuer ergriffen. Theils die Abwesenheit der meisten
                                                                 Pferdezüge  auf  dem  Güssinger  Markt,  theils  der
             Das  Jahr  1817,  nur  zwei  Jahre  nach  dem  letzten   heftige  Wind,  der  während  der  ganzen  Brunst
             Großbrand,  ging  in  die  Geschichte  Pinkafelds  als   wüthete,  theils  die vom  gewaltigen  Rauchen  und
             das „Feuerjahr“ ein. In diesem Jahr brannte es in vier   übergroßen Flammenhitze gesperrten Gassen, die
             Wochen fünfmal. Über den ersten Brand berichtet     zur  Pinka  führten,  machten  das  Einhalten  der
             Pfarrer Weinhofer in seiner Chronik:                Flammen  geradezu  unmöglich.  Die  ganze  Bruck-
                                                                 gasse aufwärts, mit der ganzen Schloßgasse (heu-
                                                                 tige  Hauptstraße)  waren  ehe  zwei  volle  Stunden
                                                                 vergingen,  in  die  Asche  gelegt.  Der  Rauch,  der  so

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