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3 | GESCHICHTE DER STADTFEUERWEHR PINKAFELD



                                                                 Der Aufschwung der Wirtschaft in Pinkafeld seit
                                                                 Einführung  der  Neuen  Währung  (Schilling)  Ende
                                                                 1924 hielt bis zum Ausbruch der Weltwirtschaftskri-
                                                                 se im Jahr 1929 an. In diesem Jahr kam es in Pinka-
                                                                 feld  zum  Zusammenbruch  der  Holzindustrie  An-
                                                                 dauer-Friedrich,  der  wiederum  die  Liquidation  der
                                                                 Gemeindekreditkasse  zur  Folge  hatte.  So  kam  zur
                                                                 allgemeinen  Wirtschaftskrise  noch  eine  lokale  in
                                                                 beträchtlichem  Ausmaß  hinzu,  von  deren  Auswir-
                                                                 kungen auch die Feuerwehr nicht verschont geblie-
                             Benzinmotorspritze 1927             ben  ist.  So  beschloss  die  Feuerwehr  1930,  das  all-
                                                                 jährliche  Sommerfest  nicht  zu  veranstalten  und
                                                                 stattdessen  nur  eine  kleine  Unterhaltung  im  Eis-
                                                                 grübl im Anschluss an eine Übung abzuhalten. Um
                                                                 die Vereinskasse nicht zu belasten, beschloss man
                                                                 diesmal,  anstatt  der  sonst  üblichen  Geldzuwen-
                                                                 dung  für  die  Mitglieder,  einen  Schilling  Eintritt  zu
                                                                 verlangen.


                                                                 Der regelmäßige Besuch der Übungen und die Dis-
                                                                 ziplin der Feuerwehrmänner, die seit dem Amtsan-
                                                                 tritt  von  Kommandant  Knotz  erfreulicherweise
                                                                 stark  zugenommen  hatte,  wurde  nun  wieder
                                                                 schlechter. So beklagte sich Hauptmann Knotz 1929
                                                                 anlässlich eines Brandes im Meierhof über die Dis-
                                                                 ziplin der Feuerwehrmänner:


                                                                 „Bei diesem Brand mußte ich auch mit Bedauern
                                                                 bemerken, daß die Disziplin in unserer Wehr noch
                                                                 immer locker ist, denn beim Zusammenstellen der
                                                                 Brandwache mußte ich konstatieren, daß wenigs-
                                                                 tens zwei Drittel der Mannschaft ohne sich bei mir
                                                                 zu  melden  verschwunden  waren.  Ich  erlaube  mir
                                                                 daher  die  Kameraden  aufmerksam  zu  machen,
                                                                 daß sich in Zukunft niemand ohne Meldung beim
                                                                 Kommandanten  vom  Brandplatze  oder  vom
                                                                 Übungsplatz entfernen darf.“


                                                                 Man  sieht,  auch  mit  solchen,  eigentlich  selbstver-
                       Plakat vom Motorspritzenweihefest 1927    ständlichen  Dingen  musste  sich  der  Kommandant
                                                                 herumschlagen.  Interessant  zu  erwähnen  ist  die
             Im Jahr 1928 verstarb der langjährige und verdienstvol-  Tatsache, dass damals jedes Haus, welches keinen
             le Obmann und Präses, Königlicher Rat Emanuel Stöhr.   Feuerwehrmann stellte, einen Feuerwehrbeitrag zu
             Er war in dieser Funktion seit 1895, also 33 Jahre lang   entrichten hatte. Dieser Beitrag wurde von Zeit zu
             tätig, in denen er den Auf- und Ausbau der Feuerwehr   Zeit neu festgesetzt, wie es zum Beispiel 1930 der
             immer großzügig unterstützt hatte. Zum neuen Ob-    Fall war. Dabei wurde die Gebühr von Haus zu Haus
             mann der Freiwilligen Feuerwehr wurde Bürgermeis-   individuell bestimmt.
             ter Julius Lehner gewählt. Am 20. Jänner 1929 hielt der
             Feuerwehr-Landesinspektor  in  Pinkafeld  eine  Kom-  Im  Jahr  1931  trat  die  Pinkafelder  Feuerwehr  dem
             mandantenbesprechung ab. Bei dieser Gelegenheit be-  Landesverband des Roten Kreuzes bei. Daher wur-
             sichtigte er das Requisitenhaus und die Wasserreser-  den nun Rettungskurse mit abschließender Prüfung
             voire und sprach sich über das Gesehene positiv aus.   für  die  Mitglieder  abgehalten.  Eine  weitere  Folge


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