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3 | GESCHICHTE DER STADTFEUERWEHR PINKAFELD
mann muß sicheren Blickes alle Gefahrenmomente mandant Alois Tschandl, der in seiner christlich ge-
der Gegenwart wahrnehmen,... .Uns allen ist be- prägten Einstellung dem Nationalsozialismus sehr
kannt, der der zukünftige Krieg nicht der der Fron- fernstand, leitete weiterhin die Feuerwehr, die er in
ten, sondern der Totalität ist; daher rüsten wir uns, dieser schwierigen Lage nicht im Stich lassen woll-
daß wir in allen Gefahren und in jeder Not allen te. Er war sicher bemüht, die freiwillige Feuerwehr
Anforderungen gerecht werden. ... Die Wehrhaf- aus der Politik herauszuhalten, damit sie sich wei-
tigkeit und Schlagfertigkeit der Feuerwehren ist terhin ganz dem Dienst an der Gemeinschaft wid-
abhängig von Disziplin, Ausbildung und Ausrüs- men kann. Doch dies war nicht möglich, der Druck
tung; letztere sicherzustellen ist Sache der Ge- von verschiedenen Seiten auf seine Person und sei-
meinde. ... Disziplin und Ausbildung sicherzustel- ne Kommandantenfunktion wurde stärker. Daher
len, ist Sache des Orts-Feuerwehrkommandanten. musste er 1939, wie viele andere aufrechte Persön-
Ich erwarte von jedem Orts-Feuerwehrkomman- lichkeiten des öffentlichen Lebens, seiner inneren
danten eine militärische Disziplin, und die hat Überzeugung treu bleibend und im ideellen Wider-
ausnahmslos hundertprozentig zu sein.“ stand zum Nationalsozialismus, zurücktreten. Sein
Hauptverdienst war es zweifellos, in diesen Zeiten
So nahm auch die Pinkafelder Feuerwehr milizähn- des politischen Umbruchs die Feuerwehr weitge-
lichen Charakter an. Über diese Entwicklung waren hend aus den Wirren der Zeit herausgehalten und
aber viele Feuerwehrmänner und auch der Kom- zusammengehalten zu haben.
mandant nicht sehr glücklich.
Zum neuen Kommandanten der Pinkafelder Feuer-
Am April 1937 starb der ehemalige Kommandant wehr wurde nun WEHRFÜHRER GÜNTER GERHARD
und Ehreninspektor, Gustav Adolf Friedrich, der in (17. 5. 1939 - 30. 8. 1939) bestellt. Da er nur wenige
seiner letzten Anordnung der Feuerwehr 1.000,-- Monate an der Spitze der Wehr stand, ist über ihn
Schilling vermacht hat. sehr wenig bekannt. Aus dienstlichen Gründen wur-
de er von WEHRFÜHRER ERNST GUTH (1. 9. 1939
- 13. 4. 1945) abgelöst.
DIE ZEIT DES NATIONAL- Der neue Kommandant, der damals dem herr-
SOZIALISMUS UND schenden Regime wohlgesinnt gewesen ist, war
bereits seit 1909 Mitglied der Feuerwehr. Aufgrund
ZWEITER WELTKRIEG seiner Vorliebe für alle technischen Neuheiten ließ
VON 1938 BIS 1945 er die verschiedenen Arten von Kupplungen beseiti-
gen und hat auf die genormten Storzkupplungen
umgestellt.
m 12. März 1938 kam es zum Einmarsch
der deutschen Truppen in Österreich, Am 1. September 1939 brach der Zweite Weltkrieg
A das nun für sieben Jahre seine Selbststän- aus, der viel Leid und Not auch über die Bevölke-
digkeit verlor. Es erfolgte der Anschluss der Repu- rung Pinkafelds gebracht hat. Viele wehrdienst-
blik Österreich als Ostmark an Hitler-Deutschland. pflichtige und wehrdienstfähige Männer wurden
Auch das Bundesland Burgenland wurde aufgelöst, zur Deutschen Wehrmacht einberufen, wodurch
wobei die vier nördlichen Bezirke an den Gau Nie- sich die Probleme bei der Feuerwehr mehrten.
derdonau und das südliche Burgenland an den Gau Trotzdem ist es gelungen, einige Männer, die nicht
Steiermark angeschlossen worden sind. in einer der vielen Teilorganisationen der NSDAP
erfasst waren, für die Feuerwehr zu gewinnen. Die
Dadurch kam es auch für die Feuerwehren zu Uniformen wurden nun der deutschen Adjustie-
großen organisatorischen Veränderungen, die rungsvorschrift angepasst, indem sie von braun auf
sich aber erst 1939 auswirkten. Die Feuerwehren dunkelblau eingefärbt worden sind. Aufgrund der
wurden als Feuerschutzpolizei in die Ordnungspoli- neuen Bestimmungen für die Feuerwehr installierte
zei eingegliedert und erhielten somit zusätzliche man 1940 einen geregelten Bereitschaftsdienst.
Aufgaben. Nun hatte auch in Pinkafeld die Orts- Beim Großbrand in Riedlingsdorf am 25. November
gruppe der Nationalsozialistischen Deutschen Ar- 1940, dem drei Wohnhäuser und elf Wirtschaftsge-
beiterpartei (NSDAP) das Sagen. Dies blieb nicht bäude zum Opfer fielen, konnte sich die Wehr trotz
ohne Folgen für die Pinkafelder Feuerwehr. Kom- der schwierigen Bedingungen sehr gut halten.
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