Page 40 - FEUERWEHR Festschrift 150
P. 40

3 | GESCHICHTE DER STADTFEUERWEHR PINKAFELD



             mann muß sicheren Blickes alle Gefahrenmomente      mandant Alois Tschandl, der in seiner christlich ge-
             der  Gegenwart  wahrnehmen,...  .Uns  allen  ist  be-  prägten  Einstellung  dem  Nationalsozialismus  sehr
             kannt, der der zukünftige Krieg nicht der der Fron-  fernstand, leitete weiterhin die Feuerwehr, die er in
             ten, sondern der Totalität ist; daher rüsten wir uns,   dieser schwierigen Lage nicht im Stich lassen woll-
             daß  wir  in  allen  Gefahren  und  in  jeder  Not  allen   te. Er war sicher bemüht, die freiwillige Feuerwehr
             Anforderungen  gerecht  werden.  ...  Die  Wehrhaf-  aus der Politik herauszuhalten, damit sie sich wei-
             tigkeit  und  Schlagfertigkeit  der  Feuerwehren  ist   terhin ganz dem Dienst an der Gemeinschaft wid-
             abhängig  von  Disziplin,  Ausbildung  und  Ausrüs-  men kann. Doch dies war nicht möglich, der Druck
             tung;  letztere  sicherzustellen  ist  Sache  der  Ge-  von verschiedenen Seiten auf seine Person und sei-
             meinde.  ...  Disziplin  und  Ausbildung  sicherzustel-  ne  Kommandantenfunktion  wurde  stärker.  Daher
             len, ist Sache des Orts-Feuerwehrkommandanten.      musste er 1939, wie viele andere aufrechte Persön-
             Ich  erwarte  von  jedem  Orts-Feuerwehrkomman-     lichkeiten  des  öffentlichen  Lebens,  seiner  inneren
             danten  eine  militärische  Disziplin,  und  die  hat   Überzeugung treu bleibend und im ideellen Wider-
             ausnahmslos hundertprozentig zu sein.“              stand zum Nationalsozialismus, zurücktreten. Sein
                                                                 Hauptverdienst war es zweifellos, in diesen Zeiten
             So nahm auch die Pinkafelder Feuerwehr milizähn-    des  politischen  Umbruchs  die  Feuerwehr  weitge-
             lichen Charakter an. Über diese Entwicklung waren   hend aus den Wirren der Zeit herausgehalten und
             aber  viele  Feuerwehrmänner  und  auch  der  Kom-  zusammengehalten zu haben.
             mandant nicht sehr glücklich.
                                                                 Zum  neuen  Kommandanten  der  Pinkafelder  Feuer-
             Am  April  1937  starb  der  ehemalige  Kommandant   wehr wurde nun WEHRFÜHRER GÜNTER GERHARD
             und Ehreninspektor, Gustav Adolf Friedrich, der in   (17. 5. 1939 - 30. 8. 1939) bestellt. Da er nur wenige
             seiner  letzten  Anordnung  der  Feuerwehr  1.000,--   Monate  an  der  Spitze  der Wehr  stand,  ist  über  ihn
             Schilling vermacht hat.                             sehr wenig bekannt. Aus dienstlichen Gründen wur-
                                                                 de er von WEHRFÜHRER ERNST GUTH (1. 9. 1939
                                                                 - 13. 4. 1945) abgelöst.

             DIE ZEIT DES NATIONAL-                              Der  neue  Kommandant,  der  damals  dem  herr-
             SOZIALISMUS UND                                     schenden  Regime  wohlgesinnt  gewesen  ist,  war
                                                                 bereits seit 1909 Mitglied der Feuerwehr. Aufgrund
             ZWEITER WELTKRIEG                                   seiner Vorliebe für alle technischen Neuheiten ließ
             VON 1938 BIS 1945                                   er die verschiedenen Arten von Kupplungen beseiti-
                                                                 gen  und  hat  auf  die  genormten  Storzkupplungen
                                                                 umgestellt.
                    m  12.  März  1938  kam  es  zum  Einmarsch
                    der  deutschen  Truppen  in  Österreich,     Am 1. September 1939 brach der Zweite Weltkrieg
             A das  nun  für  sieben  Jahre  seine  Selbststän-  aus,  der  viel  Leid  und  Not  auch  über  die  Bevölke-
             digkeit verlor. Es erfolgte der Anschluss der Repu-  rung  Pinkafelds  gebracht  hat.  Viele  wehrdienst-
             blik Österreich als Ostmark an Hitler-Deutschland.   pflichtige  und  wehrdienstfähige  Männer  wurden
             Auch das Bundesland Burgenland wurde aufgelöst,     zur  Deutschen  Wehrmacht  einberufen,  wodurch
             wobei die vier nördlichen Bezirke an den Gau Nie-   sich  die  Probleme  bei  der  Feuerwehr  mehrten.
             derdonau und das südliche Burgenland an den Gau     Trotzdem ist es gelungen, einige Männer, die nicht
             Steiermark angeschlossen worden sind.               in  einer  der  vielen  Teilorganisationen  der  NSDAP
                                                                 erfasst waren, für die Feuerwehr zu gewinnen. Die
             Dadurch  kam  es  auch  für  die  Feuerwehren  zu   Uniformen  wurden  nun  der  deutschen  Adjustie-
             großen  organisatorischen  Veränderungen,  die      rungsvorschrift angepasst, indem sie von braun auf
             sich  aber  erst  1939  auswirkten.  Die  Feuerwehren   dunkelblau  eingefärbt  worden  sind.  Aufgrund  der
             wurden als Feuerschutzpolizei in die Ordnungspoli-  neuen Bestimmungen für die Feuerwehr installierte
             zei  eingegliedert  und  erhielten  somit  zusätzliche   man  1940  einen  geregelten  Bereitschaftsdienst.
             Aufgaben.  Nun  hatte  auch  in  Pinkafeld  die  Orts-  Beim Großbrand in Riedlingsdorf am 25. November
             gruppe  der  Nationalsozialistischen  Deutschen  Ar-  1940, dem drei Wohnhäuser und elf Wirtschaftsge-
             beiterpartei  (NSDAP)  das  Sagen.  Dies  blieb  nicht   bäude zum Opfer fielen, konnte sich die Wehr trotz
             ohne  Folgen  für  die  Pinkafelder  Feuerwehr.  Kom-  der schwierigen Bedingungen sehr gut halten.

                                                             38
   35   36   37   38   39   40   41   42   43   44   45