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3 | GESCHICHTE DER STADTFEUERWEHR PINKAFELD



             ihr  Wirken  Rückschau  zu  halten.  Die  heutige  Feier   immer eine sehr große Zahl von Männern ausrück-
             des  60-jährigen  Bestehens  der  Freiwilligen  Feuer-  te,  war  die  Zahl  der  Teilnehmer  bei  den  Übungen
             wehr  Pinkafeld  hat  einen  tiefen  Inhalt.  Sie  kann   weit  geringer.  Daher  wurde  1935  Folgendes  be-
             stolze Freude aufkommen lassen, denn die geleiste-  schlossen:
             te Arbeit im Dienste des Nächsten ist groß.“
                                                                 „Da  das  Fernbleiben  von  den  Übungen  auch  auf
             In diesem Jubeljahr hatte die Freiwillige Feuerwehr   die eifrigen Kameraden ansteckend wirkt, hat sich
             Pinkafeld 79 Mitglieder.                            das Kommando veranlaßt gefühlt Strafgelder ein-
                                                                 zuführen und zwar zahlt ein Mitglied ohne gründ-
             Im  Jahr  1933  wurde  Hauptmann  Knotz  zum  Ob-   liche  Entschuldigung  für  jedesmalige  Fernbleiben
             mann-Stellvertreter  des  Bezirksfeuerwehrverbandes   30 Groschen.“
             gewählt. Die wirtschaftliche Situation war zu dieser
             Zeit  recht  schlecht,  die  Zahl  der  Arbeitslosen  war   Vielleicht war diese schärfere Gangart auch auf die
             hoch. Der Feuerwehrverein hatte nicht viel Geld, da-  geänderten politischen Verhältnisse zurückzuführen.
             her konnten keine größeren Ausgaben getätigt wer-   Nach dem Bürgerkrieg der Regierung gegen die Sozi-
             den.  Man  versuchte,  die Vereinskassa  so  wenig  wie   aldemokraten vom 12. Februar 1934 wurden alle Par-
             möglich zu belasten, wie die folgenden Beispiele zei-  teien  außer  der  Christlich-sozialen  Partei  in  Öster-
             gen. 1933 führte man eine Reisekassa ein, da der Ver-  reich verboten. Mit der Maiverfassung kam es in Ös-
             ein bei auswärtigen Festteilnahmen keine Beträge an   terreich  zur  Errichtung  des  Ständestaates,  einer  fa-
             die  Teilnehmer  auszahlen  konnte.  Es  wurde  be-  schistischen Diktatur der Vaterländischen Front, die
             schlossen,  10  Groschen  pro  Woche  einzukassieren,   damals  die  einzige  erlaubte  Partei  war,  die  aus  der
             wobei die Beträge Eigentum des Einzahlers blieben.   ehemaligen Christlich-sozialen Partei hervorging.
             Wer nicht einzahlte, musste bei Festteilnahmen die
             Kosten  selbst  tragen.  Aus  demselben  Jahr  stammt   Im Jahr 1935 erhielt Kommandant Knotz die Große
             folgende Notiz im Protokollbuch:                    Silberne  Medaille  für  Verdienste  um  die  Republik
                                                                 Österreich verliehen.
             „Kommandant  Knotz  verliest  einen  Brief  von  der
             Jugend Pinkafelds, wo ersucht wird um Gründung      Der  autoritäre  Standesstaat  brachte  1935  für  die
             einer Jugendfeuerwehr. Es wird dem Ersuchen freu-   Feuerwehren  des  Burgenlandes  eine  große  Verän-
             dig statt gegeben, nur müssen sich die Jungen die   derung  hinsichtlich  ihrer  Organisation  mit  sich.
             Monturen selbst kaufen, da der Verein nicht in der   Durch  das  Feuerwehrgesetz,  das  der  Burgenländi-
             Lage ist größere Ausgaben zu machen.“               sche  Landtag  1935  beschlossen  hatte,  wurden  die
                                                                 bisher auf dem Vereinsrecht fußenden Feuerwehr-
             Während  die  Feuerwehr  in  den  Zwanziger-Jahren   vereinigungen  in  Körperschaften  öffentlichen
             durchschnittlich  einmal  pro  Jahr  einen  Brand  zu   Rechts umgewandelt.
             bekämpfen hatte, stieg die Zahl der Einsätze in den
             frühen Dreißiger-Jahren stark an. So gab es 1932 vier   Das  Feuerwehrgesetz  1935,  das  im  Wesentlichen
             Brände,  von  denen  drei  Waldbrände  waren.  Dies   heute  noch  gültig  ist,  behielt  den  Grundsatz  der
             war  wiederum  eine  neue  Herausforderung  für  die   Freiwilligkeit bei. Aber bei ungenügender freiwilliger
             Feuerwehrmänner, da es sich um die ersten Wald-     Beteiligung  hat  der  Bürgermeister  das  Recht,  die
             brände  seit  Gründung  des  Feuerwehrvereins  ge-  notwendigen  Feuerwehrmänner  auch  zwangsweise
             handelt hat. Im Jahr 1933 brannte es dreimal, und   einzustellen. Das Gesetz sieht auch die Aufstellung
             1934  gab  es  vier  Einsätze.  Dazu  stellte  der  Kom-  von  Jugendfeuerwehrmännern  vor.  Die  Kosten  zur
             mandant fest:                                       Errichtung und Erhaltung der Feuerwehr trägt aus-
                                                                 nahmslos  die  Gemeinde, wobei  ihr  ein  Mitsprache-
             „Bei diesen Bränden kann ich zu meiner Genugtu-     und  Kontrollrecht  bei  den  Finanzen  zugesprochen
             ung konstatieren, daß die Schlagfertigkeit unserer   wird. In jeder Ortsgemeinde besteht unter dem Vor-
             Wehr so ziemlich gute Fortschritte macht.“          sitz  des  Feuerwehrkommandanten  ein  Feuerwehr-
                                                                 beirat, dem zwei vom Bürgermeister ernannte Mit-
             Dieser erfreuliche Umstand war neben dem großen     glieder des Gemeinderates sowie Vertreter der unter-
             Einsatz  der  Feuerwehrmänner  auch  auf  die  neue   stützenden  Mitglieder,  der  Gemeinde-(Kreis-)arzt
             Motorspritze zurückzuführen. Obwohl im Ernstfall    und Fachleute des Feuerwehr- und Rettungswesens


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