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Tankwagenunfall auf der A2 (Südautobahn) 1996

Eine eiskalte Winternacht, in der jeder Feuerwehrmann lieber in seinem warmen Bett geträumt hätte, wurde von einem Alarm unterbrochen. Viele Tankwagen sind Tag und Nacht auf der Autobahn unterwegs.

Einer ist kurz von der Straße abgekommen, ins Schleudern geraten und umgestürzt. Zum Zeitpunkt des Unfalls, Montag, 29. Jänner 1996 um 1.25 Uhr, befindet sich auf der Autobahn Schneematsch. Der Tankzug liegt ca. 2 km nach dem Autobahnkreuz Pinkafeld quer über beide Fahrspuren. Der Unfalllenker ist geschockt aber sonst unverletzt. Öl tritt aus einem Leck im Anhänger aus. Heizöl rinnt auf der Fahrbahn und im Regengerinne auf die 200 m entfernte Stögersbachbrücke zu.

 

Alarmierung:

Um 01.30 Uhr wird die Stadtfeuerwehr Pinkafeld von der FAZ alarmiert. Diese rückt mit SRF, RLF, LAST und KDO aus. Der Einsatzauftrag lautete Tankwagenunfall mit leichtem Ölaustritt. Zugleich wurde auch die Stadtfeuerwehr Oberwart, die mit SRF, GSF und KDO ausrückt, gerufen. Beide Feuerwehren zusammen bilden den Gefährliche- Stoffestützpunkt Süd.  Die Anfahrt zum Unfallort gestaltete sich gefährlich, da die Bundes- und Landesstraßen noch nicht geräumt sind.

Situation beim Eintreffen:

Die schneeglatte Fahrbahn der A2 Richtung Graz ist komplett blockiert. Der geschockte, aber unverletzte Fahrer gibt über seine Ladung Auskunft (Heizöl leicht, Flammpunkt über 100°C). Das Öl tritt aus einem Leck im Anhänger und aus den undichten Domdeckeln aus. Die Gendarmerie ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht anwesend. 

Die vor der Gendarmerie am Unfallort eintreffende Stadtfeuerwehr Pinkafeld sichert die Unfallstelle ab und bauten einen dreifachen Brandschutz auf. BR Kleinrath übernimmt die Einsatzleitung am Unfallort, ABI Stritzl organisiert die Nachalarmierung der Feuerwehren Loipersdorf und Kitzladen, die nach ihrem Eintreffen Ölsperren neben der Autobahn errichten, um die Kanalisation und naheliegende Gewässer zu schützen. Die Domdeckel (Kammerverschlüsse der Tanks) werden provisorisch abgedichtet und der Ölaustritt ist fürs erste gestoppt. Mit LAST Pinkafeld werden drei Paletten Ölbindemittel an die Einsatzstelle gebracht. Das ausgeflossene Heizöl (ca. 3000 Liter) wird teilweise gebunden, teilweise im Regengerinne mittels Ölsperren aufgefangen und in Behälter gepumpt.

 

 

 

Weiter Maßnahmen:

Da die Verkehrssituation auf Grund des starken Schneefalls immer schlechter wird und es für LKWs auf der Bundesstraße kein Weiterkommen gibt, muss eine Fahrspur rasch freigemacht werden, da der Verkehr von der Autobahn nicht mehr abgeleitet werden kann. Mit dem Kran von SRF Pinkafeld wird der Tankwagen auf die Seite gerückt. Die Überholspur kann somit für den Verkehr freigegeben werden, die gefährliche Situation ist zunächst entschärft. Nach einer Lagebesprechung mit der Behörde (Sachverständiger), der Besitzer und allen Einsatzkräften wird der Entschluss gefasst, dass Heizöl zunächst in das bereits eingetroffene Ersatzfahrzeug umzupumpen und danach mit der Bergung zu beginnen.

 

 

Umpumpen und Bergung:

Da der Tank sehr ungünstig auf der rechten Seite und somit auf der Messstrecke (Ölpumpe und Literzähler) liegt, gestaltet sich das umpumpen äußerst schwierig und langwierig. Jede Kammer muss einzeln geöffnet, belüftet und umgepumpt werden. Nach Abschluss der Pumparbeiten und Absprache mit der Autobahngendarmerie (zwecks Sperre der A2) kann mit der Bergung begonnen werden. In zwei Etappen wird zuerst der Anhänger und dann das Zugfahrzeug aufgerichtet. Durch den gemeinsamen Einsatz von Kran SRF Pinkafeld, Seilwinde RLF Pinkafeld und Seilwinde SRF Oberwart gelingt eine mustergültige und rasche Bergung gänzlich ohne Zuhilfenahme teurer Autokranfahrzeuge. Bereits nach 10 Minuten (geplant war eine halbe Stunde) kann die Sperre der Autobahn wieder aufgehoben werden.

Nach dem Abschleppen des Tankzugs zur Raststation Loipersdorf kann mit der Reinigung der Fahrbahn begonnen werden. Eine private Firma entsorgt das verseuchte Material. Gleichzeitig wird mit dem Aushub von verseuchtem Erdreich begonnen. Nach 14 Stunden schwerer Arbeit an ersten Tag (unter schwersten Bedingungen und 15 cm Neuschnee) ist die Arbeit für die Feuerwehr  beendet, und alle Hilfskräfte rücken um 13.30 Uhr ein. Die 62 im Einsatz gewesenen Mann leisteten 541 Arbeitsstunden, fuhren 452 Kilometer und verbrauchten 1880 kg Ölbindemittel.

 

 

Erkenntnisse:

  • Bei einem solchen Einsatz sind nur gut ausgebildete Feuerwehrmänner brauchbar einzusetzen.
  • Wo Geräte fehlen oder zu klein sind, muss improvisiert werden.
  • Bei diesem Einsatz hat sich LAST Pinkafeld als Transportfahrzeug bestens bewehrt.
  • Zusammenarbeit mit Behörden ist vor Ort nur mit Autotelefon und Fax möglich. Die eingesetzten Geräte haben sich auch bestens bewährt.
  • Nur der guten Arbeit jeder eingesetzten Feuerwehr ist es zu danken, dass der Einsatzerfolg optimal war.
  • Der Weg in Richtung "Aus- bzw. Aufrüstung für den Gefahrguteinsatz" ist der richtige.

Der eingesetzten Feuerwehren (Stadtfeuerwehr Pinkafeld, Stadtfeuerwehr Oberwart, FF Loipersdorf und FF Kitzladen) nochmals herzlichen Dank für die hervorragende Arbeit.

 

BR Ernst Kleinrath

 

 

 

 

 

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